
WILWEST: Was war, ist, was wird
Das Projekt WILWEST hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Die Geschäftsstelle WILWEST schaut auf die wichtigsten Ereignisse von 2022 zurück, analysiert den Ist-Zustand und macht den Ausblick auf das kommende Jahr.
Was war
Das Jahr 2022 war für das Vorhaben WILWEST mit Höhen und Tiefen verbunden. Ein Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse und Veranstaltungen.
Politische Entscheide
Drei zentrale politische Hürden hatte das Vorhaben 2022 zu überspringen, zwei davon erfolgreich: Der Grosse Rat des Kantons Thurgau sagte Ende März mit grossem Mehr Ja zu den Netzbeschlüssen Wil West. Mit diesem Beschluss werden die im Wil West-Perimeter neu geplanten Kantonsstrassen sowie Fuss- und Velowege ins Strassen- und Wegnetz des Kantons Thurgau aufgenommen.
In der Aprilsession sagte der Kantonsrat St.Gallen deutlich Ja zum Sonderkredit Wil West. Das Parlament bewilligte 35 Millionen Franken für die Erschliessung und Vermarktung der Grundstücke, von welchen der Kanton St.Gallen im Wil West-Perimeter Eigentümer ist. Der Entscheid unterstand dem obligatorischen Finanzreferendum und bewirkte damit automatisch eine kantonale Volksabstimmung – die dritte politische Hürde im vergangenen Jahr.
Das St.Galler Stimmvolk lehnte den Sonderkredit an der Urne ab. Ein Verdikt, das alle involvierten Projektpartner und die Geschäftsstelle WILWEST erst einmal verdauen mussten. Innerhalb des Projekts besteht jedoch die Überzeugung, dass das Gesamtvorhaben WILWEST für die Region zu wichtig und zu weit fortgeschritten ist, um es aufzugeben. Die Ausgangslage hat sich jedoch verändert, und nach der Abstimmung ist klar, dass der Kanton St.Gallen seine Rolle als Investor nicht mehr wahrnehmen wird.
Veranstaltungen
Die Geschäftsstelle WILWEST führte im Sommer eine Vielzahl von Wil West-Arealbesichtigungen für Interessierte durch, drei davon auch als öffentliche Areal-Rundgänge für die Bevölkerung. Zumeist spielte das Wetter mit, weshalb viele der insgesamt rund 200 Personen die Rundgänge per Velo absolvierten. Für den Rest waren regionale Verkehrsbusse im Einsatz. Auch das Medieninteresse an diesen Rundgängen war hoch: So rückte gar das SRF mit einem Team von Schweiz Aktuell an, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Geschäftsstelle erhielt für die öffentlichen Rundgänge viele positive Rückmeldungen.
Ende Oktober ging die Sirnacher Gewerbeausstellung (SiGA) über die Bühne. Als eine der Wil West-Standortgemeinden nimmt Sirnach im Gesamtvorhaben WILWEST eine zentrale Rolle ein, weshalb die Geschäftsstelle direkt neben der Gemeindeverwaltung mit einem Stand präsent war. Unmittelbar nach der Abstimmung im Kanton St.Gallen war das Interesse auch im Kanton Thurgau entsprechend hoch. Eine Mehrzahl der Standbesuchenden zeigten sich erfreut ob der Tatsache, dass der Wille vorhanden ist, das Gesamtvorhaben zu überdenken.
Neues Gesicht
Seit dem 1. Juni ist Regierungsrat Dominik Diezi neuer Chef des Departements für Bau und Umwelt des Kantons Thurgau. In dieser Funktion übernahm er auch den Vorsitz des Lenkungsausschusses WILWEST. Nach der negativen Abstimmung zum Sonderkredit für die Arealentwicklung Wil West im Kanton St.Gallen gestaltete sich sein Einstieg in das kantons- und gemeindeübergreifende Gesamtvorhaben komplizierter als erwartet.
Auch wenn es sich bei der St.Galler Volksabstimmung über den Sonderkredit für die Arealentwicklung nicht um eine Thurgauer Vorlage gehandelt hat, beeinflusst sie dennoch das Gesamtvorhaben WILWEST sehr stark. Dominik Diezi bekräftigte unmittelbar nach der Abstimmung, dass der Kanton Thurgau am Gesamtvorhaben WILWEST dranbleiben wolle.
Was ist
Aktuell laufen vor allem politische Absprachen, um eine gemeinsame Position zu entwickeln. Die Geschäftsstelle WILWEST, welche primär die operative Gesamtprojektleitung wahrnimmt, agiert momentan zurückhaltend.
Absprachen auf höchster politischer Ebene
Einer der wichtigsten Schritte ist aktuell, dass sich die Regierungen der Kantone St.Gallen und Thurgau auf eine gemeinsame Stossrichtung einigen können. Erste Gespräche haben diesbezüglich bereits stattgefunden. Weitere finden Anfang 2023 statt.
Die Region will zentralere Rolle einnehmen
Die Regio Wil arbeitet an einem Schreiben an die Kantone. Darin halten die Gemeinden an der Bedeutung von WILWEST für die Region fest und formulieren ihre Erwartungen an die Politik, das Projekt auf einen höheren Level zu heben und voranzubringen. Zusätzlich bekräftigen sie, zugunsten einer zentralen Entwicklung auf eigene Einzonungen für neue Unternehmen zu verzichten.
Lucas Keel, Präsident der Regio Wil, richtete an der Delegiertenversammlung (DV) der Regio Wil einen Apell an die Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter: «Es genügt nicht, wenn unsere Gemeinden nicht dagegen sind, quasi im Schlafwagen mitfahren. Wir Gemeinden sollten bei der Ausgestaltung von WILWEST eine aktivere Rolle einnehmen und mit den ersten Geigen spielen.» Viele Votanten betonten während der DV, dass es sich trotz der kantonalen Abstimmung um ein regionales Vorhaben handle, welches eine zentrale Rolle im Agglomerationsprogramm der Region Wil einnehme. Die St.Galler Gemeinden der Regio Wil hätten denn auch dem Sonderkredit Wil West mehrheitlich zugestimmt, die Stadt Wil deutlich mit über 60 Prozent, was einem regionalen Auftrag gleichkomme.
Was wird
Es ist schwierig zu sagen, welchen Verlauf das Vorhaben im Jahr 2023 nehmen wird. Viel hängt davon ab, wie der Kanton St.Gallen mit seinem Grundeigentum auf dem Areal Wil West umgeht. Was die Geschäftsstelle WILWEST positiv stimmt: Die Regierungen beider Kantone sowie auch die Regio Wil geben Signale, gemeinsam eine Lösung für das Gesamtvorhaben finden und kritische Kreise einbeziehen zu wollen.